Ich freue mich schon auf den Tag, wenn niemand mehr mit digitaler Nachbearbeitung oder einer KI an sich herumdoktern möchte. Ich weiß, es wird noch lange dauern - jetzt ist erst mal der Hype da. Für ein paar Euro kann man perfekte Bilder haben, auf denen man nachgeahmt wird. Filter glätten die Haut, machen Nasen schmaler und eliminieren jede Unreinheit und jede Falte. Doch der Tag wird kommen, an dem wir alle davon satt sein werden.

Die Möglichkeiten sind unbegrenzt. Oft fragen mich Kund:innen im Vorgespräch, "Was man da so alles machen könnte…" Die Antwort ist einfach: Du kannst alles machen. Es ist auch unheimlich leicht geworden, selbst extreme Veränderungen in Sekundenschnelle durchzuführen. Doch ist es das, was wir wollen? Ein Bild, auf dem eine Version von uns zu sehen ist, die so nie existiert oder existieren wird?

Im ersten Moment erscheint es ja auch verlockend zu sein. Vielleicht hat man ja sein Leben lang schon die Nase gehasst, die es wagt, so krumm und groß zu sein - und wenn es so einfach ist, auf Bildern davon nichts zu sehen - so be it! Das hat es garantiert schon immer gegeben: Große Maler wurden von Adelsdamen und -herren gefragt, ob man sie nicht malen könnte, nur schöner. Und für das schnelle Geld und eine Abfertigung der Kundschaft ist das vielleicht eine Option - doch was will ich als Fotograf eigentlich erreichen?

Ich mache es mir ehrlich gesagt ziemlich schwer. So argumentiere ich gerne und ausdauernd gegen Menschen, die die ganze Zeit nur schlecht von sich reden und das und jenes an sich bemängeln und sich eigentlich ganz tief drin wünschen, sich endlich schön zu finden. Nach über 3.000 Personen vor meiner Kamera weiß ich: Diese Wahrnehmung kann kein retuschiertes Foto verändern. Vielmehr gehe ich die Extrameile insofern, dass ich im gesamten Prozess die Menschen dabei begleite, den Blick auf sich neu zu lernen, liebevoll zu werden und zu verstehen, dass sie auch ohne Retusche schön sind. Das erfordert viel Zuhören und Inspiration und dann und wann einen Hinweis und ein ehrliches Wort. Glaub mir, Bilder einfach zu bearbeiten wäre deutlich weniger kraftintensiv.

Doch ich verspreche in meiner Arbeit nicht nur tolle Bilder - ich suche einen Mehrwert, den es sonst nirgendwo gibt: Ein völlig neues Selbstbild, das die Macht hat, ein Leben zu verändern. Denn wer sich endlich in sich verliebt und das zulässt, wird eine ganz andere Ausstrahlung entwickeln und mit seiner Wirkung in allen Lebensbereichen vorankommen. Davon bin ich fest überzeugt. Es geht nicht nur um das Aussehen - es geht darum, "Ja" zu sich als Ganzes und zum eigenen Leben zu sagen.

Ich bin stolz darauf, dass ich es eigentlich jedes Mal schaffe, etwas daran zu verändern, wie Menschen auf sich selbst schauen. Und wenn ich dann die Ergebnisse präsentiere - hundertfach und ohne Retusche, dann geschieht oft etwas magisches. Die Selbsteinschätzungen werden freundlicher, liebevoller - es beginnt sich etwas zu lösen. Kein Filter der Welt wird das schaffen - denn tief drin weiß man ja: Das bin ich gar nicht.

Ich freue mich also sehr auf den Tag, an dem Filter und Retuschen endlich peinlich werden und schließlich out sind. Wenn Menschen sich ganz von selbst nach etwas echtem sehnen. Bis es soweit ist, gibt es mich und meine Vision und Fotoshootings, die so viel mehr sind als uneingeweihte Betrachter:innen ahnen.