Was ist, wenn Liebe nicht vergeht?
Bald ist wieder Valentinstag. Die einen schimpfen über den Kommerz und den Kitsch, die anderen kaufen hitzig Blumen und machen sich tausende Gedanken wegen eines Geschenks. Ich selbst finde, es gibt nicht genügend Gründe Liebe zu feiern und wenn es der Valentinstag sein soll, dann bitteschön. Doch heute möchte ich über Liebe etwas anders nachdenken und stelle mir die Frage: Kann es sein, dass Liebe nicht vergeht, sondern vielmehr die Form verändert? Was ist mit den alten Lieben, die, die man noch immer in der Dachstube seiner Erinnerung versteckt hat? Ist es nicht magisch, dass manche Menschen irgendwie für immer bleiben, auch wenn man nicht mehr zusammen ist?
Es kommt mir oft vor, als wäre es ein Tabu, über die vergangenen Lieben zu sprechen. Neue Partner:innen finden das oft schwierig und selbst wenn man darüber spricht, stapelt man manchmal bei der Bedeutung dieses Menschen ein bisschen tief. Aber wollen wir selbst nicht alle Spuren bei Menschen hinterlassen? Nicht vergessen werden oder sogar wie ein kleiner Schatz sein, der in einer herzförmigen Schachtel irgendwo auf einem Schrank schlummert und manchmal an trunkenen Abenden hervorgeholt wird?
>>Wir werden von der Liebe geformt<<
Es ist ein hochemotionales Thema, das viele Verletzungen mit sich bringen kann. Immerhin sind die meisten Trennungen nicht von beiden Seiten gewollt oder das Ende war unschön. Doch es gibt auch Fälle, an die man sich gerne erinnert. Die erste Liebe vielleicht, als alles noch so unkompliziert und aufregend war. Doch egal wie es war: Wir werden von beinahe nichts so geformt wie von unseren zwischenmenschlichen Beziehungen, ergo auch von der Liebe. Wir wachsen mit einer Trennung, lernen viel über uns und entwickeln uns weiter. Manchmal müssen wir heilen oder dann wieder das Vertrauen lernen. Auch das gehört wohl dazu. Nur wenn uns etwas nahe geht, kann es uns verletzen und es macht keinen Sinn, mit doppeltem Boden oder einem Fallnetz zu lieben.
Vielleicht inspiriert dich mein Artikel ja, in deine Vergangenheit zu gucken, ein paar Steine umzudrehen und mal zu fühlen, wie viel Anteil Menschen in deinem Leben genommen haben. Und dieser eine Mensch, der uns einfach auch nach Jahrzehnten nicht aus dem Kopf geht, hat es auch verdient, mal wieder in unseren Gedanken seine Kreise zu ziehen. Diese Erinnerungen versetzen uns wie durch einen Zauber in eine Zeit, die längst hinter uns liegt. Vielleicht warst du ja noch ein:e Teenager:in oder hast in den ersten Wochen deines Studiums nicht an deine Vorlesungen gedacht, sondern warst mit dem Kopf bei einer ganz besonderen Person. Wie fühlt es sich an heute darüber nachzudenken?
>>Ist es möglich, dass sie ein Teil von uns wird?<<
Doch zurück zur Liebe: Ist es möglich, dass sie gar nicht ganz vergeht? Dass sie sich nur verändert, sich anpasst, um ein Teil von uns zu werden? Ist der Gedanke nicht schön, dass man ein Teil eines Lebens war? Dürfen wir ihr erlauben, uns zu prägen, um damit für immer zu bleiben? Es scheint gesund zu sein, es nicht zu verdrängen, sondern anzunehmen. Unsere Erfahrungen machen uns schließlich zu der Person, die wir sind. Doch es gibt auch sie, die Traumata. Wie viel Raum dürfen sie haben?
Ich gebe zu, darüber nachzudenken, geht mir ziemlich nahe. In meinem Leben haben es einige Frauen verdient, dass sie diesen Platz in meiner Erinnerung haben. Doch auch in meinem Schreiben. Immerhin gibt es viele Gedichte über diese Jahre, in denen ich mich und die Liebe gesucht habe. Ich bin so dankbar für die guten Zeiten und auch für den Schmerz.
Ich hoffe, das ist mal ein ganz anderer Gedanke zum Valentinstag. Ein kleines Hoch auf die vergangenen Lieben, die großen und die kleinen, die flüchtigen und die, deren bloßes Andenken das Herz zum Klopfen bringt.