So gehst du schlagfertig mit unfreundlichen Menschen um
Manchmal passiert’s. Egal wie sehr man an das Gute in den Menschen glaubt oder wie positiv man ist - von Zeit zu Zeit läuft man jemandem über den Weg, die:der einfach nicht auf derselben Wellenlänge surft. An sich wäre das ja nicht schlimm, soll doch jede:r entscheiden in welcher Blase sie:er sich bewegt - doch dann kommt es soweit, dass man selbst als friedliebender Mensch ziemlich heftig gegen eben jene rumpelt, vielleicht weil man ihnen nicht aus dem Weg gehen kann oder weil man es einfach satt hat, sich von anderen schlechte Gefühle geben zu lassen. Wenn es dir auch ab und zu so geht, dann ist dieser Beitrag genau das richtige für dich. Heut erzähle ich dir, wie ich mit Menschen umgehe, die unfreundlich zu mir sind oder der Welt das Gefühl geben möchten, etwas Besseres zu sein.
Ein Glück, dass ich erwachsen bin! Wenn ich darüber nachdenke, hat die Dichte an unfreundlichen Menschen deutlich abgenommen. Vielleicht mag das daran liegen, dass Erwachsene sich eher weniger einen Spaß daraus machen, sich wie Idioten zu benehmen - aber da es noch genug Menschen gibt, die Respekt in homöopathischen Dosen zu vergeben haben, wollte ich mir eine Strategie überlegen, kleine Tricks, mit denen mir der Umgang einfach leichter fällt. Interessanterweise haben mir diese Dinge geholfen, in der Kommunikation allgemein mit Unverschämtheiten und notorischen Griesgramen umzugehen. Zuerst hilft es zu verstehen, warum wir gewisse Kommentare oder ein genervtes Kopfschütteln überhaupt so persönlich nehmen. Könnte es uns nicht egal sein? Es liegt wahrscheinlich daran, dass wir Rudeltiere sind und so davon abhängig dazuzugehören, dass wir oft nicht unterscheiden können, wessen Gunst wir brauchen und auf welche wir verzichten können. Wir wollen gesehen werden, akzeptiert als ein Teil der Gruppe. Jeder abfällige Kommentar, jedes unfreundliche Wort, sogar jedes genervte Augenrollen oder Seufzen kann uns erschüttern. Doch sollen wir es einfach ertragen oder ignorieren?
>>Es kann so einfach sein<<
Ich habe für mich gelernt, dass die Flucht nach vorne, die einzige Richtung ist, die funktioniert. Wichtig dabei ist es mir, dass ich nicht beleidigend werde oder gekränkt wirke. Es gilt die Unschuldsvermutung: Bestimmt war es nicht so gemeint - doch ich frage einfach mal nach. "Ich hab das Gefühl, dir passt gerade was nicht." Es kann so einfach sein - man jetzt entweder die Chance darüber zu reden oder die:der andere wird jetzt merken, dass das Verholten so nicht okay war. Gewürzt mit Wertschätzung "Mir ist wichtig, dass wir dabei gut zusammenarbeiten können, deshalb wollte ich dich gleich darauf ansprechen." oder "Deine Meinung ist mir wichtig, vielleicht können wir darüber reden.", verwandelt sich diese Konfrontation, die eigentlich keine ist, zu einem offenen Gespräch und falls nicht - also angenommen, die:der andere reagiert wieder unfreundlich - wird diese Person mit ziemlicher Sicherheit selbst darüber nachdenken wie ihr:sein Verhalten gerade gewirkt hat. Wichtig: Solche Schritte sollte man nur unternehmen, wenn man persönlich unter vier Augen oder zumindest am Telefon darüber sprechen kann. Das Problem mit dem geschriebenen Wort ist immer, dass die Interpretation des Geschriebenen davon abhängt, in welcher Stimmung der Empfänger ist. Das kann also viel zu oft schiefgehen und man bricht so unabsichtlich einen Streit vom Zaun, den man eigentlich vermeiden wollte.
Jede:r will verstanden werden. Oft wirkt ein "Ich kann verstehen, dass es dich wütend macht." Wunder, die:der Angesprochene hat dann nämlich die Chance einzusehen, wie unpassend das Verhalten oder übertrieben die Reaktion war. Meistens geht es darum, dass jemand einfach mal alles sagen möchte, was er zu sagen hat. Hört man zu, zeigt Verständnis und versucht es auch aufrichtig nachzuvollziehen, fühlt sich die:der andere ernst genommen und bekommt das Gefühl, ihre:seine Meinung hat Daseinsberechtigung. Das nimmt den Wind aus den Segeln und Verständnis hat die tolle Eigenschaft, dass man für sich selbst auch Frieden damit schließen kann. Können wir das Motiv einer:s anderen nachvollziehen, wirkt es also nicht einfach nur willkürlich oder boshaft, können wir es in etwas Konstruktives umwandeln - ein Kompromiss oder es als berechtigen Einwand verstehen, den wir so nicht erkannt oder akzeptiert hätten. Wie so oft geht es beim Umgang mit unfreundlichen oder griesgrämigen Menschen um die eigene Haltung - die können wir zumindest beeinflußen, auch wenn wir die:den anderen vielleicht nicht mehr "retten" können.
>>Niemand kann elegant Spaghetti essen<<
Es gibt nämlich auch die Gelegenheiten, bei denen die Konfrontation keine gute Idee, schlichtweg deshalb schon, weil es gar nicht wert ist, jetzt ein Fass aufzumachen. Da hilft es, sich in Geduld zu üben und sich kleiner, mentaler Hilfsmittel zu bedienen, wenn Verständnis mal nicht funktionieren sollte. "Ich bin diese Person jetzt in fünf Minuten los, die hat sich ja selbst für immer!" Dieser Gedanke zaubert mir dann und wann ein unschuldiges Lächeln auf das Gesicht und ich finde es gar nicht mehr so schlimm, wie ich gerade behandelt werde. Wenn man einen Zusammenprall mit einem echten Egomanen fürchtet, sollte man sich einfach vorstellen, dass diese Person gerade Spagetti ist und sich dabei herzlich das Hemd vollsaut. NIEMAND kann elegant Spagetti essen - schon gar nicht ohne Spuren auf der Tischdecke oder Kleidung zu hinterlassen. Wir haben also am Ende alle etwas gemeinsam und so ein Tomatensoßenrest am Mund, hat noch jede furchteinflößende Person menschlich werden lassen. Am Ende ist jede Unfreundlichkeit und jeder Unmut auch nur Ausdruck eines Menschen, in dessen Vergangenheit man die Gründe dafür finden könnte. Da wir nicht Freud oder Jung sind und das nicht unsere Aufgabe ist, können wir uns selbst helfen und für uns dem unglücklichen Menschen seinen Schrecken nehmen. Es geht um Menschen. Fehlbar und ungeduldig, mit dem falschen Fuß aufgestanden oder notorisch nervig, weil es die Welt nicht so gut mit ihr:ihm gemeint hat.
Es gibt noch eine Alternative, die ich dann und wann nutze. Dazu braucht man den richtigen Zeitpunkt und vor allem eine Situation, die keine Konsequenzen für dich hat. Nein, ich meine jetzt nicht, dass ich manchmal Leuten eins vor den Latz knalle, dass der Nacken knirscht. Obwohl die Vorstellung manchmal auch dabei hilft, bestimmte Momente zu überstehen. Ich meine damit, dass ich einfach gehe, wenn ich das Gefühl habe, ein Mensch tut mir nicht gut. Niemand zwingt mich, mir etwas anzuhören, das ich nicht hören will. Wir können bestimmte Dinge nicht ändern und sollten nicht unter den persönlichen Themen eines Menschen mit Unglückshintergrund leiden müssen. Es kam vor, dass ich einfach gelacht und gesagt habe: "Wow, das war ja unhöflich. Ich geh jetzt. Tschüss." Und hinterher gibt das eine gute Geschichte und man ist insgeheim ein bisschen stolz auf sich. Wut wächst nur auf empfänglichem Boden und hat keine Chance, wenn wir sie nicht düngen.
Wie du letztendlich damit umgehst, ist natürlich dir überlassen. Bleib bei dir, steh für dich und andere ein und wenn du das Gefühl hast, der Welt etwas Gutes damit tun zu können, dass du einer kleinen Krawallbürste die Flügel stützt, dann tu es. Mach es mit Freundlichkeit, Witz, Charme und begib dich nie deren Niveau. Es wäre nicht das erste Mal, dass Menschen einfach mal einen Spiegel für ihr Verhalten vorgehalten bekommen müssen. Tu es mit Würde und Respekt und verzeih schnell. Jeder verdient eine zweite Chance, doch gib keinem eine dritte.